Zur Problemstellung: Ziel des Seminars ist es, einen Film aus bildungstheoretischer Perspektive zu interpretieren. Ich gehe davon aus, dass in Filmen ein implizites Wissen darüber vorhanden ist, wie sich Menschen in der gegenwärtigen Gesellschaft bilden. Bildung ist nach Kokemohr keine normative Kategorie, sondern sie beschreibt Transformationsprozesse, in denen sich Figuren eines Welt- und Selbstverhältnisses angesichts schwieriger Problemlagen verändern.
Zur Vorgehensweise: Bildungsphilosophische Diskussionen sind meistens recht anspruchsvoll, was den Abstraktionsgrad der Texte und die darin verwendeten Theoriefiguren angeht. Daher ist es mir besonders wichtig, sowohl einen Einblicke in diese Theorien zu ermöglichen und vor allem diese am empirischen Material zu erproben. Die Anwendung solcher Theoriefiguren auf einen Gegenstand erscheint mir besonders wichtig, da nur so dauerhaft “etwas hängen bleibt”.
Zur Arbeitsteilung: Damit eine kontinuierliche Arbeit der Studierenden gewährleistet ist, soll sich jeweils eine kleine Gruppe mit einem Film beschäftigen. Im Laufe des Seminars entwickelt sich durch verschiedene Aufgaben dann eine bildungstheoretisch fundierte Filmanalyse. Während ich im Seminar vor zwei Semester noch pro Person einen Film analysieren ließ, habe ich jetzt Kleingruppen bilden lassen. Ich hoffe, dass so die Diskussion untereinander zu “besseren” Ergebnissen führt, da mehrer Personen auf die Texte schauen. Allerdings ist die Identifikation mit dem “eigenen” Film im eigenen “Blog” dann nicht so hoch.
Der Filmkanon: Vor zwei Semestern habe ich es den Studierenden freigestellt, sich einen eigenen Film auszusuchen. Dieses stellt mich aber vor Probleme, da ich nicht jeden Film sehen konnte. Deswegen habe ich mich in diesem Semester dafür entscheiden, eine Liste mit Filmen vorzugeben. Auch hier muss ich eine gewisse Einschränkung der Freiheit bei der Filmwahl in Kauf nehmen, um genaueres Feedback geben zu können. Ein typisch (kantisches) Erziehungsproblem.
Vorgehensweise:
- Um einen Film analysieren zu können, muss man ihn erst beschreiben. Dieses ist aber gar keine einfache Aufgabe. Eine Aufzählung von Fakten hilft einem da nicht weiter. Andererseits darf man in der Beschreibung nicht vorschnell eine Interpretation liefern. Dieses Problem ist letztlich nicht zu umgehen, sondern muss kreativ “gelöst” werden.
- Danach setzt in meinen Seminaren die Bildungsproblematik an. Also inwieweit lassen sich Situationen ausmachen, die den Protagonisten zu einer Transformation zugrunde gelegter Figuren eines Welt- und Selbstverhältnisses herausfordern. Anders und vereinfachend formuliert: Was muss die “Person bei sich” ändern, um mit der Situation klarzukommen.
- Diese Bildungsherausforderung ist durch ein “Fremdes” bedingt, auf dass der Protagnist reagieren muss.
- Dafür muss man Figuren ausfindig machen, wie Formulierungen, Bilder, Handlungen, die eine Transformation durchlaufen.
- (…)
Der aktuelle Stand: Derzeit werden folgende Film besprochen.
- High Noon
- Badlands
- Rashomon
- Fenster zum Hof (OS)
- Ein Wolfsjunge
- Die Verachtung
- Easy Rider
- Zusammenfassung (OS, HAWK)
- Bildungsprozesse (OS, HAWK)
- Taxi Driver
- Blow Up
- Revolver
- Zusammenfassung (HAWK)
- Bildungsprozesse (HAWK)
Soweit meine vorläufige Zusammenstellung.
Ciao Tim Schmidt